Ich werde immer wieder gefragt was eigentlich eine Pieve ist. Diese Kirchen gibt es nur in Italien und auch hier nicht überall.
Der Name Pieve ist von dem lateinischen Namen Pleps- Popolo- Bevölkerung abgeleitet. Nach dem Niedergang des römischen Reiches und das wegfallen der Organisation des römischen Staates übernahmen ab dem 6. Jahrhundert die Pieve (oft auf den Resten der Tempel errichtete Kirchen) auch administrative Aufgaben. Hier wurden die Geburten und Todesfälle registriert aber eben auch Testamente und Kaufverträge aufbewahrt. Hier wurden lange die Steuern bezahlt oder auch der Wegezoll.
Die Pieve war also beides: Kirche und lokale Verwaltung. Oft war der Pieve ein Krankenhaus und ein Gasthaus angeschlossen und gab es vor der Pieve einen Marktplatz.
Ab dem 9. und 10. Jahrhundert bekommen die Pieve einen Glockenturm, wie die byzantinischen und frühchristlichen Kirchen. Der Glockenturm war auch immer noch ein Aussichtsturm, wichtig ausserhalb der Städte, gerade in unsicheren Zeiten. Es gab keine schützende Stadtmauern um die Pieve wie es die meisten Städte hatten.
Die Pieve, die immer ausserhalb der Stadtzentren stand war wichtig im wenig besiedelten Italien des frühen Mittelalters.
Also, was bedeutet Pieve? Hier durften und wurden alle wichtigen Funktionen der Kirche durchgeführt. Hier durften alle Sakramente ausgeführt werden. Städte waren oft weit entfernt und die Pieve für die Landbevölkerung die einzige Möglichkeit ihren Glauben zu leben und besonders wichtig, getauft zu werden.
Ursprünglich durfte man nur im Dom getauft werden, einzige Ausnahme waren für viele Jahrhunderte die Pieve. In der Toskana zum Beispiel gibt es den Ausdruck ‘Chiese battesimali’, Kirchen die die Erlaubnis haben zu taufen. Das zeigt die Wichtigkeit dieser Kirchen.
Ab dem 10. Jahrhundert wird das Wort Pieve mehr und mehr Synonym für eine Kirche die für mehrere Orte (manchmal mit eigener Kapelle oder Kirche) auf dem Land zuständig ist und die gleichen Rechte eines Doms hat, ohne das es einen Bischof gibt. Kirchen konnten in den Orten die einfachen Gottesdienste durchführen, Taufen durfte man aber nur in der Pieve.
Administrative Aufgaben gehen bis zum späten Mittelalter langsam verloren. Die Pieve bleiben von großer Wichtigkeit für die Landbevölkerung und Pilgerer die auf dem Weg nach Rom Herbergen, Krankenhäuser, Essen und auch Ansprache brauchten. Oft sind an den Pieve Symbole die zeigen wo der Weg her geht, wie weit die nächste Herberge ist und wo man Trinkwasser findet.
Meine Lieblingspieve ist die Pieve in Brancoli, das liegt vielleicht daran das wir diese mehr durch Zufall besichtigt haben und nicht solch ein Juwel erwartet haben.
Wunderschön ist auch die Pieve in Castelvecchio und die Basilika in Pisa, besonders weil es dort noch einen Teil gibt der aus der Zeit der Römer stammt.
Das ist zwar an sich keine Besonderheit bei einer Pieve weil sie ja eigentlich immer ursprünglich auf Gebäuden aus der Römerzeit gebaut wurden, oder diese umgebaut wurden und in Teilen eben aus dieser Zeit stammen. Aber ich persönlich finde es faszinierend durch eine Tür zu gehen die seid mehr als 2000 Jahren dort ist.
Es gibt viele Pieve in der Toskana, alle sehenswert auf ihre Art. Manche sind leider im 17. oder 18 . Jahrhundert so renoviert worden das man von der Pieve nichts mehr sieht andere sind verfallen wie zum Beispiel hier
Lassen sie trotzdem die kleinen Kirchen auf dem Land die um das 10. Jahrhundert entstanden sind nicht ganz links liegen. Auch dort gibt es sehr interessante kleine Kirchen auch wenn sie keine Pieve sind hatten sie eine gewisse Wichtigkeit für die Bevölkerung.
Ein schönes Beispiel ist die kleine Kirche in der Nähe von Buti die von Freimaurern erbaut wurde oder die wunderschöne Krypta einer kleinen Kirche ‘Chiesa di San Baronto’ bei dem Ort San Baronto.
Einige unserer Ferienunterkünfte:
Villino Annalisa
Casa Tre Olivi
Casa 7 Castella
von unserem Blog:
Castelvecchio eines der 10 Castella
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